29.10.07

Schirrmachers Warnung kommt vielerorts zu spät

Frank Schirrmacher, Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) hat den Jakob-Grimme-Preis Deutsche Sprache 2007 erhalten. Was allein weniger bemerkenswert ist als die Rede, die der FAZ-Herausgeber zum Thema "Zeitung und Internet" gehalten hat. Wie bei solchen Anlässen üblich, singt er das hohe Lied des Qualitäts-Journalismus und glaubt an die Unverzichtbarkeit der Tageszeitung. Als Leser der FAZ oder der Süddeutschen Zeitung sind solche Aussagen vielleicht nachvollziehbar - aber was ist mit den Zwangs-Abonnenten in der deutschen Provinz, die zu Ihrer Heimatzeitung keine lokale oder regionale Alternative haben? Für diese Leser ist Schirrmachers Warnung vor überzogenem Renditestreben und fahrlässigem Qualitätsverlust kein Trost, denn diese Warnung kommt vielerorts zu spät:

"Wer glaubt, dass sich, wie in Amerika gesehen, Redaktionen von Zeitungen einzig nach Rendite rechnen sollten - womöglich einer Rendite, durch die ein Kaufpreis kompensiert werden soll - wird erleben, dass die Zeitung ihr Denken, ihre Kreativität und Marktstellung verliert. Das kann - das sei jenen gesagt, die in ihre Kalkulation schon den Qualitätsabbau einplanen - sehr schnell gehen.

Eine Zeitung, die einmal aus dem Taktschlag gerät, deren Temperament gebremst und deren geistige Risikobereitschaft entmutigt wird, eine Qualitätszeitung, deren Besitzer einmal die Drehschrauben ansetzen, um zu sehen, wie weit man drehen kann - diese Zeitung verliert auf Dauer ihre Seele. Und es ist, wie man in England, Schweden, Finnland, Amerika, leider auch in Frankreich beobachten kann, praktisch unmöglich, ihr diese Seele jemals wiederzugeben."

Weitere Auszüge aus Schirrmachers Rede hat die Süddeutsche Zeitung veröffentlicht (hier klicken!)