13.4.06

PR und das Qualitätsproblem des Journalismus

PR und Journalismus - eine Hassliebe in mehreren Akten. Ich erinnere mich gut an die 70er- und 80er-Jahre, als in Lokalredaktionen jeder eingestellt wurde, der einmal in seinem Leben an einer Schreibmaschine vorbeigelaufen war. Wer dennoch keine Stelle gefunden hat, wurde irgendwo Pressesprecher. Kein Wunder, dass die "richtigen" Journalisten mehrheitlich auf die PR-Kollegen herabgeschaut haben. Viele tun es heute noch, das Verhältnis ist nicht immer spannungsfrei. Für ein sinnvolles Miteinander von PR und Journalismus haben sich bei einer viel beachteten Diskussion Ulrich Nies, Vorsitzender der Deutschen Public Relations Gesellschaft, und Michael Konken, Vorsitzender des Deutschen Journalistenverbands, ausgesprochen. Unwidersprochen blieb die Erkenntnis, dass "Qualität auf beiden Seiten" die Grundlage eines erfolgreichen Miteinanders sei. Dazu einige persönliche Anmerkungen: PR ist Journalismus, nämlich Informationsvermittlung - wozu also Gegensätze pflegen, wo sie nicht vorhanden sind! Qualität wird in immer mehr Redaktionen, vor allem im Lokalen, zum Fremdwort. Nicht etwa, weil die "richtigen" Journalisten ihr Handwerk nicht mehr beherrschen, sondern weil sie einem immer stärkeren Kosten- und Zeitdruck ausgesetzt sind. "One man, one page" (pro Redakteur eine Seite) wird zur Regel, für Recherche bleibt kaum noch Zeit. Dass mit der Qualität auch die Glaubwürdigkeit eines solchen Journalismus leidet, wirkt sich auch auf die PR aus. Sie sucht sich zwangsläufig eigene Wege abseits der traditionellen Medien - das Internet macht's möglich.
Mehr dazu auf der Internetseite der Gesellschaft Public Relations Agenturen (DPRA).

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