31.1.06

Analoge Allgemeinverständlichkeit

An der Universität Osnabrück läuft ein Forschungsprojekt, das sich mit Analogien und Metaphern befasst. Der Titel lautet: "Die Modellierung prädiktiver Analogien mit heuristik-gesteuerter Theorieprojektion" und bedarf dringend der Übersetzung ins nicht-akademische Deutsch. Analogie bedeutet, dass sich zwei Sachverhalte durch ähnliche Verhältnisse auszeichnen. Beispiel: Ich fahre mit Tempo 100 in eine scharfe Rechtskurve und lande im Straßengraben. Würde ich aus der Gegenrichtung – ebenfalls mit Tempo 100 – kommen, hätte ich eine Linkskurve vor mir und würde dennoch erneut im Straßengraben landen. Alles klar? Eine Metapher ist ein Sprachbild, Sachverhalte oder Personen werden bildlich dargestellt. Metaphern sind leider oft abgegriffen oder lächerlich, wenn wir zum Beispiel ein Fahrrad als Drahtesel, eine Wahl als Urnengang oder den Adel als Blaues Blut bezeichnen. In einer Pressemitteilung erläutert die Universität Osnabrück die Ziele des Forschungsprojekts wie folgt:

Ziel des neuen Projektes ist es, Analogien im Allgemeinen und Metaphern der natürlichen Sprache im Besonderen aus einer syntaktischen, semantischen und algorithmischen Sichtweise zu erforschen. Darüber hinaus sollen diese Analogien und Metaphern durch exemplarische Implementationen ergänzt und evaluiert werden. "Das bedeutet, dass ein Computerprogramm in die Lage versetzt wird, Probleme mit Strategien zu lösen, die sich in anderen Anwendungsbereichen bereits als erfolgreich herausgestellt haben", so Gust. Insbesondere soll versucht werden, die kreativen Aspekte analogen Lernens durch Rechner zu modellieren und so einen Beitrag für die Produktivität menschlicher Kognition zu leisten. "Es ist zu erwarten, dass Resultate der Analogieforschung mittelfristig auch für die Entwicklung adaptiver Software und adaptiver technischer Systeme eine große Rolle spielen werden", erklärt Gust.


Sicher ein spannendes Thema, falls es der Leser verstanden hat. Und gleichzeitig eine Analogie zu vielen Pressemitteilungen von Unternehmen: Dort schreibt meistens der Fachmann, also der Geschäftsführer, Techniker, Designer oder Betriebswirt. In ihrer Allgemeinverständlichkeit stehen sie auf einer Stufe mit den Wissenschaftlern. Als Journalist erinnere ich mich gerne an einen Ratschlag aus meiner Ausbildungszeit: "Denken Sie immer an die Verkäuferin im Supermarkt!"

30.1.06

Der "Topper des Monats" geht an den FOCUS



Der "Topper des Monats" geht an den FOCUS. Kaum hatte ich den Beitrag "Töppi toppt – und Du?" geschrieben, da habe ich bei Google nach "toppen" gesucht. Auf Platz drei führt Google einen Beitrag aus dem "FOCUS special" zur "Bildungsoffensive 2006" auf. Die Überschrift:

Brave Mädels toppen Rabauken - Neuen Erkenntnissen aus der Iglu-Studie zufolge haben es Jungen in der Grundschule schwerer.

Das ist wirklich nicht zu toppen!

Töppi toppt – und Du?

Wenn es im Fußballspiel zwischen Hintertupferazhofen und Vorderpfuiteufel nach fünf Minuten bereits 3:0 steht, dann fragt der Sportreporter: "Ist das noch zu toppen?" Angefangen haben damit die Sportversteher wie Rolf "Töppi" Töpperwien oder Michael Steinbrecher (Standardfrage: "Was ging dabei in Ihnen vor?"), nachgeplappert und nachgeschrieben wird es inzwischen auch in der Provinz. Das ist kaum zu übertreffen, in Wahrheit jedoch nur deppert.

27.1.06

Krisenkommunikation: Der Chef hält den Kopf hin

Was bei der Landeszeitung Lüneburg geschehen ist, wird wohl als GAU in die Unternehmensgeschichte eingehen. Neben einem ausführlichen Bericht über eine Ausstellung zum Schicksal der Sinti im Nationalsozialismus wurde eine Anzeige von E.ON platziert mit der Schlagzeile "EON sorgt schon heute für das Gas von morgen." Reichlich makaber, kein Anlass für Schadenfreude oder zum Lachen. Dennoch hat der Chefredakteur der Landeszeitung vorbildlich reagiert und das Versehen öffentlich entschuldigt. Krisen-PR kann so einfach sein: Fehler sofort zugeben, Verantwortung übernehmen und Haltung zeigen. Als ehemaliger Tageszeitungs-Journalist empfinde ich keine Schadenfreude. Und ich habe auch schon Chefredakteure erlebt, die die Verantwortung nach unten abgeschoben hätten anstatt selbst in der Öffentlichkeit den Kopf hinzuhalten.

Mehr dazu berichtet die Boocompany

Aufruf zum Blog-Feldversuch

Machen Sie doch mal einen Feldversuch: Fragen Sie Ihren Chef, was ein Blog ist. Falls Sie nicht in einer Werbeagentur oder einem IT-Unternehmen arbeiten, wird er Ihnen die Frage nicht beantworten können. Kein Wunder, denn Blogs spielen in der Kommunikation deutscher Unternehmen eine mehr als untergeordnete Rolle, ausgenommen die Kommunikationsbranche. Aus meiner Sicht bietet ein Blog gerade für kleine und mittlere Unternehmen, für Selbstständige und Freiberufler, eine neue Form der Öffentlichkeitsarbeit. Falls sie noch keinen Internet-Auftritt haben, sparen Sie sich das Geld für den Webdesigner! Starten Sie gleich mit einem Blog. Neugierig? Wollen Sie mehr erfahren? Sprechen Sie mich an, fragen kostet nichts! Meine Mailadresse: info@profitextulm.de

26.1.06

Pizza Bahnhof oder warum wir alle ein bisschen Trappatoni sind

Neulich in der Pizzeria. Der Familienvater am Nebentisch war sicher schon mal in Rimini. Italienisch also keine Problem, Du verstehen? Isse klar: "I nemm dia Pitzah Kwattroh Schdaddsione." (Für Nicht-Schwaben: "Ich nehme die Pizza Quattro Stazione"). Si, musse spreche mit Biss, Kollega. Auf der Karte stand zwar Pizza Quattro Stagione (schwäbisch: Kwattroh Sdadschone, italienisch: vier Jahreszeiten), aber zum Glück hat mein Lieblingskellner nicht Bahnhof (italienisch: stazione) verstanden und die Pizza nicht mit Signal und Schranke serviert. Das nächste Mal werde ich Pizza Märklin bestellen. Das erlaube mich. Wir sind eben alle ein bisschen Trappatoni.

24.1.06

Entlassungsproduktivität ist das Unwort des Jahres

Wer hat's erfunden? Die Wirtschaft! Entlassungsproduktivität ist zum Unwort des Jahres 2005 gewählt worden. Wieder einmal ein schöpferischer Beitrag hauptberuflicher und gut bezahlter Arbeitsplatzvernichter. Denn das Unwort des Jahres bedeutet ins Deutsche übersetzt, dass ein Unternehmen gleich viel oder mehr produziert, nachdem Mitarbeiter entlassen worden sind. Kurz gesagt: Weniger Arbeitnehmer, mehr Gewinn.

Mehr dazu im STERN

23.1.06

Aus der Tiefe des Raumes

Wie der Pokal seine eigenen Gesetze hat, so spricht die Welt des Fußballs ihre eigene Sprache. Die Phrasen kommen aus der Tiefe des Raumes, die Laufwege des Kommas sind unergründlich und nicht immer wird das volle Leistungspotenzial der Grammatik abgerufen. Im Berliner Museum für Kommunikation haben zwölf Schriftsteller bei einem Symposium mit dem Titel "Kopfballspieler" die Welt des Fußballs eingehend untersucht. Zur großen Überraschung der Zuhörer und Berichterstatter hatte das Symposium größeren Unterhaltungswert als viele Sportsendungen.

Den Bericht der Süddeutschen Zeitung finden Sie hier.

20.1.06

"Komma des Monats" für Dr. h. c. Klaus Tschira




Das "Komma des Monats" geht an Dr. h. c. Klaus Tschira, einen der Gründer des Software-Unternehmens SAP. Seine Stiftung ruft gemeinsam mit der Studienstiftung des Deutschen Volkes alle Nachwuchswissenschaftler auf, ihre wissenschaftlichen Arbeiten möglichst verständlich zu beschreiben. Als Werbemittel wird ein Jahr lang eine blaue Lok mit der Aufschrift "Wissen zieht – Teilen Sie es anderen mit" über Deutschlands Schienen rollen. Die Botschaft ist eindeutig: Für Fachsprache außerhalb des Elfenbeinturms der Wissenschaft gibt es keinen Grund!

Nähere Informationen zum Klaus Tschira-Preis für verständliche Wissenschaft gibt es unter www.klaus-tschira-preis.de

17.1.06

Fleischeslust

Sicher kennen Sie das Spiel: Jemand wirft Ihnen ein paar Wörter an den Kopf, die Sie sinngemäß ergänzen und zurückwerfen. Alles klar? „Gut gebaute...“ kommt geflogen, „Frauen!“ entfährt es Ihnen. Nicht so Roger Willemsen. Der schnurrige Schöngeist retourniert „Gut gebaute Geschichten“. Wer hätte das gedacht? Das dachte sich auch die Freie Presse in einem Beitrag über Willemsen, der demnächst mit einem „Erzähl-Abend“ auf Tournee gehen wird:

Sie muss etwas Erotisches für ihn haben. Er nennt sie "gut gebaut", spricht von "schönem Fleisch", preist die "Schönheit" des Beiwerks, mit dem sie sich schmückt. Roger Willemsen liebt Sprache. Er ist fasziniert, ja scheinbar besessen von Sprache und all den Facetten ihres intelligenten Gebrauchs. Zumal oder erst recht, wenn all das in Geschichten, im Erzählen mündet.


Sprache ist sexy, ein sinnliches Vergnügen, in Lettern gegossene fleischliche Lust. Arme Vegetarier, Euch fehlen einfach die Worte...

12.1.06

Krisenkommunikation: Mir saget nix!

„Kommunikation in der Krise“ heißt das Titelthema im „Magazin Wirtschaft“ der IHK Stuttgart. Der freie Journalist Leonhard Fromm schildert sehr anschaulich, wie sich viele Firmen und Unternehmer in Krisen verhalten: Sie mauern anstatt die Flucht nach vorne anzutreten. Professionelle Öffentlichkeitsarbeit kann bleibende Image-Schäden verhindern oder zumindest verringern. Ehrlichkeit währt am längsten, auch in der Krise.

Nachfolgend ein Auszug aus Fromms Artikel:

Dass die Kommunikation mit der Öffentlichkeit aber nicht nur bei den Großen vielfach noch im Argen liegt, sondern auch bei den Kleinen, belegt eine Studie der Bachinger GmbH in Frankfurt unter 1000 Mittelständlern. Demnach verwechselt fast ein Drittel der Befragten Öffentlichkeitsarbeit mit Werbung oder Marketing. Der Hauptgrund: Meist erledigen Werbeagenturen die Pressearbeit gleich mit und gesteuert werden sie im Unternehmen wiederum von der Marketingabteilung. Der Umfrage zufolge erschweren aber auch die Inhaber die PR: Nur ein Viertel gibt Zahlen zur wirtschaftlichen Situation bekannt. Sonst herrscht großes Schweigen. Ein Grund, warum in der Krise die Gerüchteküche brodelt und die Bevölkerung generell – und viele Mitarbeiter im Besonderen - so wenig Wissen über wirtschaftliche Zusammenhänge und die Ursachen und Auswirkungen von Krisen hat.

11.1.06

Der Franz ist rund



Gefunden bei: Schandmännchen

Jedem seine Susanne Osthoff

BILD, STERN, Beckmann, DIE ZEIT – alle haben sich ihr Bild gemacht von Susanne Osthoff, dem ersten deutschen Entführungsopfer im Irak. Eine eigenwillige und eigensinnige Persönlichkeit, eine zum Islam konvertierte Deutsche, Archäologin, alleinerziehende Mutter, Organisatorin von humanitärer Hilfe im Irak und so weiter und so fort. Aus diesen Puzzle-Stücken hat sich jeder sein Bild zusammengesetzt. Die Ergebnisse sind so unterschiedlich wie diejenigen, die sich an dieses Puzzle gewagt haben – ob Fernsehzuschauer, Zeitungsleser oder die Medien selbst. Der Journalist Harald Martenstein hat dieses Verhaltensmuster näher untersucht mit einer bemerkenswerten selbstkritischen Distanz. Seinen Artikel mit dem Titel "Jeder ist eine Geisel" hat er heute im Berliner Tagesspiegel veröffentlicht. Nachfolgend zwei Auszüge:

Susanne Osthoff war für uns alle da. Einige Wochen lang ist sie die ideelle Gesamtkronzeugin für fast jede denkbare Geisteshaltung gewesen. Im Fall Osthoff mussten wir wochenlang ohne Fakten auskommen, aber das hat uns nicht wirklich gestört. Wir sind eben, seit ein paar Jahren, keine Überbringer von Nachrichten mehr, wir verkaufen Emotionen, erzählen Geschichten, entwerfen Weltbilder, wir suchen nicht Distanz, sondern Nähe, wir vermengen das, was in den Zeitungen früher voneinander getrennt wurde, wir machen es inzwischen fast alle so ähnlich wie „Bild“. Jede Geisel muss für eine runde Geschichte stehen, ihr Schicksal muss eine Botschaft enthalten, sie darf nicht einfach nach Hause gehen, erleichtert sein und schweigen. Wer schweigt, macht sich verdächtig.(...)

Der Wert des Rohstoffs Gefühl ist stark gestiegen, wie der Ölpreis. Durch die Emotionalisierung der Medien ist jeder Einzelne zur potentiellen Geisel geworden. Morgen könnten Beckmann oder der „Bild“-Chefredakteur selber an der Reihe sein. Wie stehen Sie zu Ihrer Mutter, Herr Beckmann? So gerecht ist das System schon. Wenn übrigens ich in dieser ersten Zeit einen Susanne-Osthoff-Artikel hätte schreiben müssen, dann hätte ich es genauso gemacht. Auch ich hätte meine ganz persönliche Susanne Osthoff gefunden, die zu mir passt.

10.1.06

Von den Ösis lernen

Weil in Österreich bereits jeder zweite Arbeitsplatz direkt oder indirekt vom Export abhängt, wirbt Florika Grießner, Präsidentin des des Österreichischen Übersetzer- und Dolmetscherverbandes UNIVERSITAS, für die Dienste professioneller Übersetzer. Ihr Argument: Wer mit potenziellen Kunden in deren Sprache und in deren Kultur kommunizieren kann, wird die Konkurrenz hinter sich lassen. Deshalb unterstützt die österreichische Wirtschaftskammer gezielt Unternehmen, die den Schritt ins Ausland wagen: Sie übernimmt bis zur Hälfte der Kosten für Übersetzungen von unternehmensinternen Broschüren oder Homepages. „Ausgezeichnete Texte, gelungene interkulturelle Kommunikation, neue Märkte für österreichische Unternehmen – Erfolg für die österreichische Exportwirtschaft auf der ganzen Linie“, heißt es in einer Pressemitteilung von UNIVERSITAS. Womit bewiesen wäre, dass sich professionelle Texte früher oder später rechnen.

7.1.06

Völkerwagen für die Welt



Gefunden heute bei SPIEGEL-online

Frage: Was spielt ein global player?
Antwort: Völkerball!

Frage: Was gibt es heute beim Metzger?
Antwort: Länderjäger!

Windige Fahrensleute

Lehrer lehren, Studenten studieren, Schneider schneidern und Köche kochen. Und was machen Radfahrer? Richtig, sie fahren Rad. Räder werden also gefahren – oder geschoben, sofern sie einen platten Reifen haben: Fahrräder, Zweiräder, Dreiräder. Sogar Windräder werden gefahren, wie uns die SÜDWEST PRESSE Ulm in ihrer heutigen Ausgabe in einem Bericht über eine Windkraftanlage glaubhaft versichert:

Während des ersten halben Jahrs wird das Windrad im Testbetrieb gefahren und ständig über Funk von Spanien aus überwacht.


Eine klassische Recherche-Lücke, denn offen bleibt die Frage, wer das Windrad fährt oder fahren lässt und wohin die Reise geht – vielleicht nach Spanien? Oder nur im Kreis herum? „Ich setze auf Windkraft“, sprach der Ingenieur, ließ einen fahren und ging weiter...

4.1.06

Hier spricht die Kanzlerin

Franziska Augstein hat in der Süddeutschen Zeitung die Sprache unserer Kanzlerin näher betrachtet. Das Ergebnis überrascht wenig:


Noch in den ersten Jahren nach der Wende hat sie ein unverstelltes Deutsch gesprochen: Ihre Sätze waren meistens klar, und für Dinge, die verschieden sind, fand sie unterschiedliche Wörter. Heute, nach 15 Jahren im freien Westen, kann davon bei ihren öffentlichen Auftritten keine Rede mehr sein, wovon auch ihre Regierungserklärung beredtes Zeugnis gibt.


Die Bundeskanzlerin ist nur ein Beispiel von vielen, wie Menschen ihre Sprache unbewusst verändern, wenn sie seit längerem einer bestimmten Berufsgruppe angehören. Hat die Mannschaft schlecht gespielt, sagt der Fußballtrainer anschließend: "Wir haben nicht unser ganzes Leistungspotenzial abrufen können." In der Welt der (Sozial-)Pädagogik heißen die Kinder des italienischen Pizzabäckers, der vor 20 Jahren mit seiner Familie nach Deutschland eingewandert ist, "Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund". Journalisten "titeln", Personal- und Unternehmensberater beherrschen die Kunst der "sozialen Abfederung" (vor allem bei Kündigungen) und Golfer pflegen ihren eigenen Plural, wenn sie über die Anzahl der Spielbahnen sprechen: "Nach 16 Loch lag ich eins über Par!"

Gefunden bei Mehrzweckbeutel

3.1.06

Die Oberbayern der Weltmeere

Auch FOCUS hat das Thema „Dialekt in der Schule“ entdeckt (siehe Beitrag vom 31.12.05 in diesem Blog) und beruft sich auf den Sprachwissenschaftler Wolfgang Schulze.
Der SPIEGEL geht noch einen Schritt weiter und dem Thema auf den Grund, auf den Meeresgrund:

Mit schwimmenden Lauschgeräten haben Wissenschaftler Walen beim Plauschen zugehört. Sie entdeckten Arten an unerwarteten Orten - und machen eine verblüffende Entdeckung: Blauwale sprechen Dialekt, je nachdem, in welcher Ecke des Ozeans sie zu Hause sind.
Die Blauwale des Ostpazifiks sind gewissermaßen die Oberbayern der Weltmeere. Die Tiere kommunizieren dort mit "tiefen, pulsierenden Klängen, gefolgt von einem Ton", erklärt David Mellinger von der Oregon State University. Andere Blauwale klingen anders, weniger guttural - je nachdem, wo sie wohnen. Blauwale im Nordwestpazifik singen anders als die im westlichen Pazifik, und beide wiederum haben einen anderen Sound als die in den Meeren rund um die Antarktis.


Und die Moral von der Geschicht’: Nicht nur das Leben kommt aus dem Wasser, sondern auch der Dialekt.

2.1.06

Im Kern liegt die Kraft

Was klingt harmloser: Atomkraft oder Kernkraft, Atombomben oder Kernwaffen, vielleicht gar Nuklearwaffen? Die Interessenvertreter der Atomkraft wissen, warum sie lieber von Kernkraft reden. Es klingt harmloser, friedlicher, neutraler und die sprachliche Verbindung zur Atombombe ist gekappt.

Spätestens seit Goethe im „Faust“ auf den Hund gekommen und des Pudels Kern entdeckt hat, liegen Wörter im Trend, die mit „Kern“ zusammengesetzt sind. Kernkompetenz macht einfach mehr her als Kompetenz oder Wissen. Auch das Handelsblatt hat diese Erkenntnis verinnerlicht: In der heutigen Ausgabe stellte die Redaktion die „Kernergebnisse“ einer Umfrage unter Managern vor. Liebe Handelsblättler: Begrabt den Kern an der Biegung des Flusses und vertraut der Kraft des einfachen Wortes!

In der ersten Ausgabe des neuen Jahres überrascht die Südwest Presse Ulm mit einer neuer Serie. Nachfolgend der Vorspann der ersten Folge:

Sonntags um halb elf heißt eine neue Serie in unserer Zeitung. Was geschah am Neujahrstag um halb elf auf dem Münsterplatz? Antwort: Nicht viel.


Damit wäre alles gesagt, müssten nicht die Spalten neben dem täglichen Kommentar gefüllt werden. Viel Platz für nicht viel. Ich freue mich auf weitere Folgen wie zum Beispiel „Sonntags um halb elf im Ulmer Rathaus“ oder „Sonntags um halb elf im Postamt Frauenstraße“. Und bestimmt arbeitet die Kulturredaktion bereits an einem Beitrag mit dem Titel „Sonntags um halb elf bei den Montagsmalern“. Dass es diese Sendung nicht mehr gibt, macht ja nichts.

1.1.06

Die Welt von morgen

So könnte die Welt von morgen aussehen:

Für den bekannten Zukunftsforscher Matthias Horx zeichnet sich der gebildete Mensch von heute nicht mehr dadurch aus, dass er einen Kanon beherrscht und Griechisch und Latein spricht. Das war vor 100 oder noch vor 50 Jahren so. Heute kommt es darauf an, die richtigen Fragen zu stellen, vernetzt zu denken und die neuen Kommunikationsmittel nutzen zu können. "Google &. Co." geben den Takt an, und daher macht die Bonner Quartalszeitschrift NeueNachricht die "Kommunikationsrevolte" zum Schwerpunktthema ihrer aktuellen Ausgabe, die Ende 2005 erschienen ist. Die Schrift, der Buchdruck und der Computer – das sind die drei Revolutionen in der Kommunikation.


Gefunden bei NeueNachricht.

Zurück zur Vernunft

Zu Beginn des neuen Jahres richtet sich auch das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL endlich nach den aktuellen Regeln der Rechtschreibung. Das Magazin wolle die Empfehlungen des Rates für deutsche Rechtschreibung umsetzen, laut SPIEGEL-Chefredakteur Stefan Aust eine „Rückkehr zur Vernunft“.
Gefunden bei der Netzeitung.

Nur bei der FAZ dauert es etwas länger, sie kocht weiter ihr eigenes Süppchen bei der Rechtschreibung. Möglicherweise wird sie ihren Werbeslogan ändern. Mein Vorschlag: „Dahinter steckt ein unvernünftiger Kopf“.