22.12.06

Migrationshintergrund und andere Merkwürdigkeiten

Meine Lieblingsworte des Jahres 2006:

Lohnausgleich - wir werden für unsere Arbeit nicht mehr bezahlt, sondern erhalten großzügigerweise Lohnausgleich. Nicht immer, aber immerhin für die ersten paar Stunden.

Gesundheitsreform
- was wird hier reformiert? Die Gesundheit? Allein das Wort macht schon krank.

Nobelfischfilet - Wortschöpfung eines italienischen Wirts, kritiklos übernommen von einer auch in Ulm erscheinenden Tageszeitung. "Gestatten, von Zander!" Da staunt der Angler, da wundert sich die Tiefkühltruhe.

Migrationshintergrund
- die schönsten Stilblüten und Wortungeheuer haben meistens ihren Ursprung in der vermeintlich politisch korrekten Sprache. Sind Sie in Ihrem Leben mindestens einmal umgezogen? Dann können Sie stolz sein auf Ihren Migrationshintergrund.

Dialog - Standardwort auf den Speisekarten jener Köche, die ihr Streben nach einem Michelin-Stern nicht anders ausdrücken können. Umarmen sich Blut- und Leberwurst auf einer Schlachtplatte, heißt das "Dialog von Blut- und Leberwurst an Sauerkraut". Zum Glück spricht die Typografie immer noch vom Semikolon oder Strichpunkt und nicht von einem "Dialog von Punkt und Komma".

Dieser Weg
- der unsägliche Stammel-Song, mit dem Xavier Naidoo verhindert hat, dass unsere Klinsmänner das WM-Finale erreichen. In Wahrheit konnten sie es nicht mehr länger ertragen, damit in der Kabine zwangsbeschallt zu werden

sale
- Kaufhaus-Deutsch mit Migrationshintergrund. Hieß früher mal Ausverkauf, Schlussverkauf oder so ähnlich. Wer erinnert sich noch?

Zickezacke Hühnerkacke
- Kurzgedicht aus Kindermund. Kein Wort zuviel. Und deshalb ist jetzt Schluss mit dieser Liste.

24.10.06

Werden Sie noch bezahlt oder erhalten Sie schon Lohnausgleich?

Länger arbeiten für einen sicheren Arbeitsplatz, zumindest für die nächsten zwei, drei oder vier Jahre. Ja, das muss einem schon etwas wert sein. Verzicht heißt die Parole, genau gesagt: Arbeit zum Nulltarif, ohne Bezahlung also. Weil das recht schnöde klingt, haben sich die Erfinder dieses Spiels eine beschönigende Formulierung ausgedacht: Sie reden nicht von Mehrarbeit ohne Bezahlung sondern von Mehrarbeit ohne Lohnausgleich. Werden Sie noch bezahlt für Ihre Arbeit oder erhalten Sie schon Lohnausgleich? Ein Elch, äh Schelm, wer sich dabei Böses denkt.

18.10.06

Unterschicht, nein danke?

Haben wir ein Sprachproblem in unserem Land? Dürfen Politiker und Journalisten nicht mehr die Verhältnisse so benennen wie sie wirklich sind? Fünf bis sechs Millionen Menschen haben sich geistig und gefühlsmäßig aus dieser Gesellschaft verabschiedet, sehen keine Perspektive mehr für sich. Sie haben keine Arbeit, leben von Hartz IV oder noch weniger, meist fehlt es ihnen auch an Bildung. Schlimm genug. Trostlos und erschreckend. Noch schlimmer allerdings, so scheint es, dass diese Menschen nicht als Unterschicht bezeichnet werden dürfen oder sollen. Die political correctness-Wächter schwingen bereits den Knüppel. Soziologen werfen den Begriff Prekariat in die Runde – weil er so schön wissenschaftlich klingt und dabei letztlich doch nur verharmlosend wirkt. Ebenso verharmlosend wie die Bezeichnung Migranten, unter der sich auch jene Flüchtlinge finden, die aus Not und Verzweiflung ihr Leben riskieren, wenn sie in irrwitzig kleinen Booten von Afrika aus in Richtung Europa aufbrechen.
Zurück zum Sprachproblem: Meine Lieblings-Wochenzeitung DIE ZEIT hat die Lösung parat. Wir könnten die Angehörigen der Unterschicht als „Die Unbenennbaren“ bezeichnen. Dann ist der Weg auch nicht mehr weit zu den Unberührbaren des indischen Kastensystems. Wohlan!

13.9.06

Praktische Tipps für die politisch korrekte und geschlechterneutrale Sprache

Dass natürliches (sexus) und grammatikalisches Geschlecht (genus) in der deutschen Sprache nicht identisch sind, liegt auf der Hand. Weshalb sonst heißt es "das Weib" oder "der Feminismus". Die Vorreiter, genauer gesagt die Vorreiterinnen der sprachlichen Gleichberechtigung lassen sich davon nicht beeindrucken. Deshalb hören und lesen wir so charmante Begrüßungen wie "Liebe Baden-Württemberger und Baden-Württembergerinnen" oder "Liebe Buer-Erckenschwicker und Buer-Erkenschwickerinnen." Diese sprachliche Pärchenbildung ist eine Möglichkeit, das bizarre Binnen-I findet sich zum Beispiel bei den Grünen ("Liebe MitgliederInnen") und Behörden behelfen sich gerne mit der Schrägstrich-Variante: Bürger-/innen. Eine einigermaßen ernsthafte und praxisorientierte Anleitung für sprachliche Gleichberechtigung findet sich auf der Internet-Seite der Stadt Wien unter den Stichwort "Eine Sprache für Frauen und Männer". Vielleicht hilft's...

10.8.06

Wie Kommunikation gallig werden kann

"Miteinander reden" hieß der Wahlkampf-Slogan des Ulmer Rechtsanwalts Ivo Gönner, mit dem er als Sozialdemokrat, nach damaliger Meinung also mit dem falschen Parteibuch in der Hosentasche, im Jahr 1992 zum Ulmer Oberbürgermeister gewählt worden ist. Würde er heute seinen Wahlkampf von einer trendig-kultig-zeitgeistigen Werbeagentur machen lassen, dann hieße der Slogan "Miteinander kommunizieren" oder "Integriert kommunizieren". Gesagt, gesprochen, geredet wird immer weniger. Heutzutage wird kommuniziert. Warum Kommunikation deshalb gelegentlich gallig werden kann, schreibt Heinrich Felder in seiner Kolumne in der "Wochenzeitung für das Emmental und Entlebuch" (Schweiz).
Lesen Sie die Kolumne "Kommunikation".

29.7.06

Eigentlich nicht wirklich - oder?

"Also, das find' ich eigentlich interessant!" Oft gesagt, oft gehört. Aber was heißt das wirklich? Zeigen wir tatsächlich Interesse oder kleiden wir unser Desinteresse nur in einen Schleier, auf dass es dezent durchschimmern und niemand kränken möge? Bei mir steht dieses Wort auf der "roten Liste". Und bei Ihnen? Nachfolgend eine ganz besondere Interpretation von "eigentlich":

"Eigentlich" ist ein Würzwort: Es würzt das, was wir sagen, mit einem Fragezeichen, einem Selbstzweifel, einem Fingerzeig oder einem Widerspruch.

Mehr dazu unter www.imaginata.de

23.6.06

Wenn die Räume eng werden – oder: Sport ist Wort

Wenn die Räume eng werden, nicht das ganze Leistungspotenzial abgerufen wird, Nicklichkeiten ausgetauscht und Laufwege einstudiert werden – dann ist Fußball, die hohe Zeit der Duzmaschinen und Dampfplauderer. Denen hat die Zeitschrift "Deutsche Sprachwelt" den Kampf angesagt, sie sollen in die sprachliche Abseitsfalle laufen. In einer Pressemitteilung vom 22. Juni heißt es:

Kerner und Beckmann haben Konkurrenz bekommen: Während des gestrigen WM-Vorrundenspiels Argentinien gegen die Niederlande kämpften sechs Nachwuchskommentatoren um den Sieg im Wettbewerb „Sport ist Wort“. Aufgrund anhaltender Kritik an den sprachlichen Leistungen von Fußballkommentatoren bei Fernsehübertragungen hatten das Erlanger Theater fifty fifty und die Sprachzeitung DEUTSCHE SPRACHWELT mit Hilfe einer Expertenelf Ersatz gesucht.
Lesen Sie dazu den vollständigen Bericht in "Deutsche Sprachwelt"!

9.5.06

Ganz schön happig: Happy Day's

An Gisela's Lädele, Rainer's Kneipe und Tom's Shop haben wir uns nolens volens gewöhnt. Der falsche Gebrauch des Apostrophs in der deutschen Sprache wird immer mehr zur Gewohnheit. Ganz schön happig ist allerdings, dass die Globalisierung offenbar auch bei den Grammatik-Ignoranten und Sprachverhunzern voranschreitet. Oder was soll man sonst zu einer Wortschöpfung wie "Happy Day's" noch sagen?

13.4.06

PR und das Qualitätsproblem des Journalismus

PR und Journalismus - eine Hassliebe in mehreren Akten. Ich erinnere mich gut an die 70er- und 80er-Jahre, als in Lokalredaktionen jeder eingestellt wurde, der einmal in seinem Leben an einer Schreibmaschine vorbeigelaufen war. Wer dennoch keine Stelle gefunden hat, wurde irgendwo Pressesprecher. Kein Wunder, dass die "richtigen" Journalisten mehrheitlich auf die PR-Kollegen herabgeschaut haben. Viele tun es heute noch, das Verhältnis ist nicht immer spannungsfrei. Für ein sinnvolles Miteinander von PR und Journalismus haben sich bei einer viel beachteten Diskussion Ulrich Nies, Vorsitzender der Deutschen Public Relations Gesellschaft, und Michael Konken, Vorsitzender des Deutschen Journalistenverbands, ausgesprochen. Unwidersprochen blieb die Erkenntnis, dass "Qualität auf beiden Seiten" die Grundlage eines erfolgreichen Miteinanders sei. Dazu einige persönliche Anmerkungen: PR ist Journalismus, nämlich Informationsvermittlung - wozu also Gegensätze pflegen, wo sie nicht vorhanden sind! Qualität wird in immer mehr Redaktionen, vor allem im Lokalen, zum Fremdwort. Nicht etwa, weil die "richtigen" Journalisten ihr Handwerk nicht mehr beherrschen, sondern weil sie einem immer stärkeren Kosten- und Zeitdruck ausgesetzt sind. "One man, one page" (pro Redakteur eine Seite) wird zur Regel, für Recherche bleibt kaum noch Zeit. Dass mit der Qualität auch die Glaubwürdigkeit eines solchen Journalismus leidet, wirkt sich auch auf die PR aus. Sie sucht sich zwangsläufig eigene Wege abseits der traditionellen Medien - das Internet macht's möglich.
Mehr dazu auf der Internetseite der Gesellschaft Public Relations Agenturen (DPRA).

5.4.06

Neun Thesen zu Blogs und Meinungsbildung

Agenturpartner Lars Cords von Fischer Appelt Kommunikation hat bereits im Januar 2005 Thesen zu Weblogs in der Unternehmenskommunikation veröffentlicht. Gut ein Jahr später zieht er ein Resümee und fasst seine Ergebnisse in neun neuen Thesen zusammen:

These 1

Die deutsche Blogging-Szene wird erwachsen.

These 2
Einige wenige, aber höchst relevante "A-Blogs" etablieren sich als Knotenpunkte der Blogosphäre.

These 3
Die deutsche Blogospäre ist kampagnenfähig geworden.

These 4
Themen und Diskussionen aus Blogs geraten immer häufiger auf die Agenda der traditionellen Medien.

These 5
Deutschland ist noch Entwicklungsland für Corporate Weblogs.

These 6
Die Blogosphäre wirkt wie ein Katalysator für Krisen.

These 7
So genannte Feeds bieten durch Blogs neue Chancen der Informationsvermittlung. Das Internet wird zum automatisierten Informationslieferanten.

These 8
Das Format "Rich Media" bringt Töne und Bewegung ins Netz. Das Internet wird zum echten Multimedium.

These 9
Von Blog-Punk zu Blog-Komerz: Die Blogospähre hat ihre Unschuld verloren.

Den ausführlichen Beitrag mit Begründung der einzelnen Thesen finden sie unter www.pr-guide.de

26.3.06

Vorsätzlicher Zeitdiebstahl

"Sie müssen nur den Nippel durch die Lasche zieh'n und mit der kleinen Kurbel ganz nach oben dreh'n" – ach, wären nur alle Bedienungsanleitungen, Geschäftsberichte oder Vorstandsreden so einfach, klar und verständlich. Das Gegenteil aber ist der Fall. Nix versteh'n? Nochmal lesen, ganz von vorne! Günther Zimmermann beschreibt im Handelsblatt eindringlich, welche negativen Folgen unverständliche Sprache für die Unternehmen hat. Noch schlimmer sind allerdings die Folgen für die Kunden. Mein Vorschlag: Der Tatbestand des vorsätzlichen schweren Zeitdiebstahls sollte ins Strafgesetzbuch aufgenommen werden. Eine lobenswerte Ausnahme ist die Parfümerie Douglas, die uns lange genug mit dem unsäglichen Spruch "come in and find out" (sinngemäß übersetzt: Komm' rein und sieh' zu, wie Du wieder hinausfindest):

Nach dem ernüchternden Umfrageergebnis unter 1 100 Personen verzichtet die Parfümeriekette auf den Slogan „Come in and find out“. Nur 34 Prozent verstanden das. Heute werben die Hagener im Klartext: „Douglas macht das Leben schöner.“ Da bleibt keine Frage offen, oder?

Lesen Sie den Beitrag von Günther Zimmermann und beschäftigen Sie einen Fachmann für Ihre Texte!

Achtung BSE!

BSE ist auf dem Vormarsch. Keine Bange, gemeint ist nicht der Rinderwahnsinn in deutschen Kuhställen, sondern Bad Silly English, also dumm-doofes Englisch. Ein Fall für die Sprachpolizei.
Lesen Sie dazu den Beitrag von Krystian Woznicki

21.3.06

Blogs: PR-Chance für Selbstständige und Mittelständler

Bloggst Du schon oder schnarchst Du noch? Allmählich erkennt die PR-Branche in Deutschland, dass Blogs mehr sind als ein Zeitvertreib für mitteilungssüchtige Internet-Junkies. Blogs können sogar eine preiswerte Alternative für Selbstständige, Freiberufler, Handwerker, Kleinunternehmer und Mittelständler sein, um Öffentlichkeitsarbeit in eigener Sache zu betreiben. Ein gutes Beispiel dafür ist das mittelständische Unternehmer Möbelmacher, das munter und pfiffig aus der fränkischen Provinz bloggt und seine Strategie so beschreibt: "Die Möbelmacher aus Unterkrumbach bei Hersbruck wollen mit dem Dialog in diesem Weblog von Kunden, Freunden und Fremden lernen und das Bewusstsein für regionale Wirtschaftskreisläufe und verantwortliches Handeln stärken." Falls Sie jetzt auf den Geschmack gekommen sind und ein eigenes Blog einrichten wollen, berate ich Sie gerne. Eine kurze Mail an service@profitextulm.de genügt, ich rufe Sie umgehend zurück und nehme mir Zeit für ein persönliches Gespräch.

17.3.06

Mutige Spanier

Wirtschaftsmagazine zeichnen sich oft dadurch aus, dass hochbezahlte Anzugträger von der Titelseite herabblicken und die Berichterstattung sich mehr an den Interessen der Unternehmen als der Arbeitnehmer orientiert. Die neue spanische Wirtschaftszeitung "El Economista" versucht zum Auftakt gegen den Strom zu schwimmen und bezichtigt mit "El Corte Inglés" Europas größte Warenhauskette der Frauenfeindlichkeit. Der Financial Times Deutschland war es sogar einen Bericht wert. Die Überschrift spricht für das journalistische Selbstverständnis: "Auftakt mit Krawall".
Lesen Sie den Bericht in der Financial Times Deutschland.

16.3.06

Der Zahlensalat ist angerichtet

Wir lesen und schreiben von links nach rechts. Wirklich? Warum sagen wir dann einundzwanzig, schreiben aber 21 und nicht 12? Voila, der Zahlensalat ist angerichtet. Der Bochumer Mathematikprofessor Lothar Gerritzen setzt sich jetzt dafür ein, dass Schüler "21" schreiben und "zwanzig-eins" sagen dürfen. Mehr dazu im Bericht von Spiegel online.

12.3.06

Telekomik oder: "Wir waren einfach zu langsam"

Die Schnellen werden die Langsamen fressen - diese Marketing-Weisheit bewahrheitet sich jetzt bei der Deutschen Telekomik, die immer mehr Festnetzkunden verliert. Über die Ursachen berichtet die Welt am Sonntag. Ich erinnere mich gerne an das Gespräch mit einem schwäbischen Mittelständler. Bei einer Tasse Kaffee erzählte er in aller Bescheidenheit, sein Geschäft laufe derzeit so gut, dass er extra am Sonntag ins Büro gehe, um die Mails der Vorwoche zu lesen. Kein Scherz, aber eine gute Methode, damit die Geschäfte bald nicht mehr so gut laufen. Nach einer ernstzunehmenden Untersuchung nehmen es im Geschäftsleben 80 Prozent der Mail-Nutzer hin, dass sie innerhalb von 24 Stunden eine Nachricht erhalten. Und die restlichen 20 Prozent? Die warten keine 24 Stunden!

11.3.06

Flirten ohne Worte?

Ob Autoaufkleber, Smiley oder Plüschherz - beim Flirten werden Bilder und Zeichen immer wichtiger. Trendforscher beobachten, dass täglich mehr junge Menschen auf Liebesbriefe und wortreiche Techtelmechtel verzichten. Sie setzen auf Zeichensprache, um nach einem flüchtigen Blick auf das jeweilige Symbol schnell in Kontakt zu treten. Mehr dazu im Bericht von Nicole Serocka.
Fehlen die richtigen Worte oder ist es die Angst, etwas Falsches zu sagen?

9.3.06

Es chund cho schütte!

Die Schweizer pflegen ihre eigene Auffassung von deutscher Sprache so innig, dass man sie manchmal kaum versteht. So geht es offenbar auch einigen Zuschauern der Schweizer Wettersendung „Meteo“, die in Schwyyzzerdüütsch moderiert wird. Sie haben sich bei der Ombudsstelle des Fernsehens beschwert, jedoch ohne Erfolg. Droht Regen über der Schweiz, heißt es auch künftig: „Es chunnd cho schütte.“ (Auf Schwäbisch: s’kô zum schiffe komme). Neben der formaljuristischen Begründung schiebt das Schweizer Fernsehen ein interessantes Argument nach: Mit dem Dialekt könne es sich von der Vielfalt anderer deutschsprachiger Sender abheben. Würde Wolle Kriwanek noch leben, könnte er im Südwestfernsehen den Wetterbericht singen: s’ schneielet, s’ beielet, es gôht a kalter Wind...
Ausführlicher Bericht in der Basler Zeitung

8.3.06

Schreiben ist eine Lust

Schreiben ist eine Lust. Kaum zu glauben, aber wahr: Ich schreibe nach mehr als 20 Jahren als "Berufsschreiber" immer noch gerne. Manche machen ein Geheimnis aus ihrer Schreibtechnik und behalten ihr Wissen, ihr Können und ihre Erfahrung lieber für sich. Mir macht es dagegen Freude, wenn ich anderen Menschen zur Lust am Schreiben verhelfen kann. Deshalb schreibe ich seit einigen Wochen an einem praktischen Ratgeber, den ich als e-book veröffentlichen werde. Mehr dazu in den kommenden Tagen und Wochen.

Mentale Schreibmaschine

Eine Schreibmaschine, die Gedanken zu Papier bringt? Auf der CeBIT 2006 präsentieren Fraunhofer FIRST und die Charité, wie dies mit der mentalen Schreibmaschine möglich ist. Mehr dazu berichten die BerliNews.

4.3.06

Denken wie der Fisch

Wer verstanden werden will, muss verständlich reden und schreiben. „Wer seine Botschaften erfolgreich kommunizieren will, muss sich klar und verständlich ausdrücken. Schreiben Sie hirngerecht!", lautet die Empfehlung der Düsseldorfer Marketing-Fachfrau Claudia Hilker. Mein Angelgeräte-Fachhändler sagt’s noch einfacher: „Du musst denken wie der Fisch, nicht wie ein Angler!“ Techniker, Politiker, Wissenschaftler und andere Fachleute denken und schreiben wie Techniker, Politiker, Wissenschaftler und andere Fachleute. Sie bewegen sich innerhalb ihrer eigenen Kreise, die Kunden oder Nutzer ihrer Produkte erreichen sie damit nicht. Wollen Sie diesen Kreis durchbrechen? Rufen Sie mich an oder senden Sie mir eine Mail, ich unterstütze Sie gerne! Noch besser: Lesen Sie, was meine Kunden über mich sagen.

1.3.06

My blog is my castle

Wenn es nicht so traurig wäre, könnte ich darüber lachen. Ein Obdachloser aus der amerikanischen Provinz in North Carolina hat zwar kein Dach über dem Kopf, aber er bloggt. Seine Beiträge sind ernsthaft und lesenswert, ein Ausschnitt aus der sozialen Wirklichkeit der USA, der sich so authentisch kaum irgendwo findet. "View From the Sidewalk" hat unsere Aufmerksamkeit verdient. Es gibt denjenigen eine Stimme, die kein Gehör finden. Blogs eröffnen Benachteiligten und Ausgegrenzten eine Chance. Bemerkenswert!
Hinweis gefunden bei Schockwellenreiter.

21.2.06

Gut gedübelt ist halb gebloggt

Junge wilde Köche wie Jamie Oliver bloggen, Werbeagenturen und Kreative tun es, Sprachkritiker und Medienfreunde haben ihren Spaß mit Blogs. Deutsche Unternehmen, die bloggen, sind dagegen so selten wie ein nebelfreier Herbst in Ulm. Kein Wunder also, dass Fischer (ja, die mit dem gleichnamigen Dübel!) für Aufsehen sorgt: Ein Unternehmen der old economy beginnt zu bloggen! Herzlichen Glückwunsch zu dieser mutigen Entscheidung. Kommunikation ist mehr als nur Werbung, gute Kommunikation jedoch die beste Werbung für ein Unternehmen.

18.2.06

Neue Technik, neue Sprache

Neue Medien, neue Technik, bessere Kommunikation? Nicht unbedingt. Denn die Technik verändert auch die Sprache. Es begann damit, dass Datum, Betreff oder gar eine Anrede von vielen E-Mail-Nutzern als überflüssig erachtet werden. Und warum sich die Mühe machen, zwischen Groß- und Kleinschreibung zu unterscheiden. Alles von gestern. Wirklich? Höflichkeit und Respekt gegenüber den Menschen, mit denen wir kommunizieren, ist die eine Seite. Auf der anderen Seite moderner Kommunikation steht die Qualität der Sprache, die wir benutzen.
Mehr zur Kommunikationskultur unter dem Einfluss neuer Medien im Beitrag "Sprache im Wandel".

16.2.06

Und es kümmert die Eiche doch

Was kümmert es die Eiche, wenn sich eine Sau an ihr wetzt. Denkste, es kümmert die Eiche sehr wahrscheinlich doch. Nur verstehen wir sie nicht, denn Pflanzen besitzen ihre eigene Sprache.
Mehr dazu in GEO.

15.2.06

In ihm sein Dativ



Da schlägt es doch in ihm sein Fass den Boden aus...

Gesehen in der Süddeutschen Zeitung.

12.2.06

Unaufgeregte Liechtensteiner und die Deutschpflicht

Soll Deutsch zur Pflichtsprache auf dem Schulhof werden? Seit Wochen tobt die Diskussion über eine freiwillige Vereinbarung an einer Berliner Schule quer durch die Republik. Längst geht es nicht mehr um die Sache, sondern es wird ein Kulturkampf auf dem Rücken der Schüler ausgetragen. Wohltuend unaufgeregt wird dieses Thema dagegen in Liechtenstein diskutiert, genau gesagt an der Oberschule Eschen: Dort hat knapp ein Drittel der Schüler eine andere Sprache als Deutsch zur Muttersprache.

Dazu ein Interview mit dem Schulleiter Manfred Biedermann in der Zeitung "Liechtensteiner Vaterland."

11.2.06

Ein Wort, ein Missverständnis: "Sau!"

Missverständnisse können teuer werden. Und ist unsere Welt nicht voller Missverständnisse? Schon zwei Worte reichen aus, um missverstanden zu werden: "Grüß Gott!" funktioniert meistens als Grußformel, bei einem überzeugten Atheisten handeln Sie sich jedoch rasch die vernichtende Rückfrage ein: "Wen?" Im Schwäbischen reicht sogar ein einziges Wort. Wenn die Zuschauer im Leichtathletik-Stadion "Sau!" rufen, ist das keine Beschimpfung der 100-Meter-Läufer, sondern feuert diese an. Des Rätsels Lösung für Norddeutsche: Sauen ist das umgangssprachliche Synonym für rennen.

Was aber, wenn sich Bauherr und Architekt missverstehen? Ja, dann wird es wirklich teuer. Nachzulesen in Gernot Knödlers Bericht "Kommunizieren ist alles" in der taz. Falls Ihnen jemand zwischen Stuttgart und Bodensee "Sau!" zurufen sollte, haben Sie die Wahl, ob Sie schleunigst verschwinden oder beleidigt stehen bleiben. Ansonsten empfehle ich Ihnen professionelle Öffentlichkeitsarbeit, die preisgünstiger ist als teure Missverständnisse.

10.2.06

Hurra, wir sind Export-Weltmeister!

Die FAZ kann es noch nicht wirklich glauben und formuliert vorsichtig: "Deutschland dürfte Export-Weltmeister bleiben", der Spiegel wird schon deutlicher: "Deutschland ist wieder Export-Weltmeister". Alle Pils- und Hefeweizentrinker gratulieren schon mal...

8.2.06

Ausgegoogelt und rausgekegelt

Ja, so schnell kann es gehen. Erst fliegt BMW aus dem Index der markbeherrschenden Suchmaschine, jetzt will Google auch andere Seiten rauskegeln, die mit unsauberen Tricks arbeiten wie Doorpages. Schon ist die Aufregung groß, zumal Google eine Macht im Web (und an der Börse) ist. Wer sich nicht an die Google-Informationen für Webmaster hält oder dubiosen Suchmaschinen-Optimierern sein Geld in den Rachen wirft, dem ist nicht zu helfen. Denn letztlich hilft nur eines: mehr Inhalt!

Mehr dazu bei Heise online und im Blog des Google-Chefentwicklers Matt Cutts.

Bemerkenswert ist, wie das wirtschaftsnahe Handelsblatt den Vorgang bewertet:

Wirtschaftlich dürfte der Vorfall für BMW kaum Folgen haben. Nur 0,4 Prozent der Nutzer von BMW.de kamen im Januar über Google. Die deutliche Mehrheit von über 80 Prozent gebe die Internetadresse www.bmw.de direkt ein, sagte Sagemann.


0,4 Prozent der Nutzer klingt nach wenig. Aber wie hoch ist die absolute Zahl? Recherchieren, nein danke! Die Behauptung der Handelsblättler, der Vorfall dürfte sich wirtschaftlich kaum auswirken, ist erstaunlich. Das Image von BMW hat mehr als einen Kratzer abbekommen, hinter der Professionalität des Internet-Auftritts steht jetzt ein dickes Fragezeichen.

6.2.06

22,5 Millionen US-Dollar für besseres Islam-Image

Auch die Mullahs setzen auf die Kraft der PR, wie die Netzeitung berichtet:

Die Informationsminister der arabischen Staaten haben am Samstag in Kairo beschlossen, eine Medienkampagne zu starten, "um das schlechte Image des Islam gerade zu rücken". Die Minister, die sich bei der Arabischen Liga versammelt hatten, erklärten, die arabischen Regierungen wollten zu diesem Zweck 22,5 Millionen US-Dollar bereitstellen.


Wie sagte schon der Prophet, dessen Namen wir politisch korrekt in vorauseilendem Gehorsam als stets dialogbereite Islam-Versteher an dieser Stelle nicht nennen: "Viel hilft viel!"

Hast Du einen Opa, schick' Ihn nach Europa!

Richtlinien, die den Krümmungsgrad einer Banane festlegen oder die Beschaffenheit des Fahrersitzes bei Traktoren, ein Parlament, das nichts zu sagen hat, und eine Bürokratie, die uns Steuerzahlern das Geld aus der Tasche zieht – die Vorurteile über die Europäische Union lassen sich beliebig fortsetzen. "Hast Du einen Opa, schick’ ihn nach Europa", so habe ich es als Journalist öfters bei Parteiversammlungen gehört, wenn der Europakandidat aufgestellt werden sollte. Inzwischen stört sich selbst die EU-Kommission an diesem miserablen Image und versucht, ihre Kommunikationspolitik neu zu ordnen. Dazu hat Jörg Reckmann in der Frankfurter Rundschau einen lesenswerten Bericht verfasst. Die Überschrift könnte auch lauten: "Europa – wir üben noch".

4.2.06

WASA oder SMSalabim

Was haben WASA, Ikea und Saab gemeinsam? Alle sind bekannte Markennamen aus Schweden. Nicht ganz. Wer bei WASA nur an Knäckebrot denkt, hat zu kurz geknabbert. WASA heißt im SMS-Jargon nämlich "Warte auf schnelle Antwort". SMS (Short Message Service) zeichnet sich durch seine eigene Sprache aus, die von Abkürzungen lebt. Einen unterhaltsamen Beitrag dazu hat Mario Kunze unter dem Titel "Warum Sherlock Holmes SMSen würde" in LEO verfasst, der "Studentischen Zeitschrift zu Sprache und Kommunikation". Witzige Abkürzungen gab es jedoch schon vor der SMS-Zeit. Eine meiner früheren Chefs bezeichnete Nebensächliches gerne als "CV" und meinte damit "Cleine Vische", sprich’ kleine Fische. Als jugendlicher Volontär mit 890 D-Mark Brutto-Gehalt habe ich mit meiner damaligen Tübinger Freundin Marie-Luise gerne Vernissagen besucht, nicht zuletzt wegen des kostenlosen Rotweins, der damals noch reichlich und vor allem kostenlos floss. Im Schwäbischen heißen solche Veranstaltungen oder Einladungen unter Eingeweihten HKN-Fest, wobei HKN für "Hauptsach’, kostet nix!" steht.

31.1.06

Analoge Allgemeinverständlichkeit

An der Universität Osnabrück läuft ein Forschungsprojekt, das sich mit Analogien und Metaphern befasst. Der Titel lautet: "Die Modellierung prädiktiver Analogien mit heuristik-gesteuerter Theorieprojektion" und bedarf dringend der Übersetzung ins nicht-akademische Deutsch. Analogie bedeutet, dass sich zwei Sachverhalte durch ähnliche Verhältnisse auszeichnen. Beispiel: Ich fahre mit Tempo 100 in eine scharfe Rechtskurve und lande im Straßengraben. Würde ich aus der Gegenrichtung – ebenfalls mit Tempo 100 – kommen, hätte ich eine Linkskurve vor mir und würde dennoch erneut im Straßengraben landen. Alles klar? Eine Metapher ist ein Sprachbild, Sachverhalte oder Personen werden bildlich dargestellt. Metaphern sind leider oft abgegriffen oder lächerlich, wenn wir zum Beispiel ein Fahrrad als Drahtesel, eine Wahl als Urnengang oder den Adel als Blaues Blut bezeichnen. In einer Pressemitteilung erläutert die Universität Osnabrück die Ziele des Forschungsprojekts wie folgt:

Ziel des neuen Projektes ist es, Analogien im Allgemeinen und Metaphern der natürlichen Sprache im Besonderen aus einer syntaktischen, semantischen und algorithmischen Sichtweise zu erforschen. Darüber hinaus sollen diese Analogien und Metaphern durch exemplarische Implementationen ergänzt und evaluiert werden. "Das bedeutet, dass ein Computerprogramm in die Lage versetzt wird, Probleme mit Strategien zu lösen, die sich in anderen Anwendungsbereichen bereits als erfolgreich herausgestellt haben", so Gust. Insbesondere soll versucht werden, die kreativen Aspekte analogen Lernens durch Rechner zu modellieren und so einen Beitrag für die Produktivität menschlicher Kognition zu leisten. "Es ist zu erwarten, dass Resultate der Analogieforschung mittelfristig auch für die Entwicklung adaptiver Software und adaptiver technischer Systeme eine große Rolle spielen werden", erklärt Gust.


Sicher ein spannendes Thema, falls es der Leser verstanden hat. Und gleichzeitig eine Analogie zu vielen Pressemitteilungen von Unternehmen: Dort schreibt meistens der Fachmann, also der Geschäftsführer, Techniker, Designer oder Betriebswirt. In ihrer Allgemeinverständlichkeit stehen sie auf einer Stufe mit den Wissenschaftlern. Als Journalist erinnere ich mich gerne an einen Ratschlag aus meiner Ausbildungszeit: "Denken Sie immer an die Verkäuferin im Supermarkt!"

30.1.06

Der "Topper des Monats" geht an den FOCUS



Der "Topper des Monats" geht an den FOCUS. Kaum hatte ich den Beitrag "Töppi toppt – und Du?" geschrieben, da habe ich bei Google nach "toppen" gesucht. Auf Platz drei führt Google einen Beitrag aus dem "FOCUS special" zur "Bildungsoffensive 2006" auf. Die Überschrift:

Brave Mädels toppen Rabauken - Neuen Erkenntnissen aus der Iglu-Studie zufolge haben es Jungen in der Grundschule schwerer.

Das ist wirklich nicht zu toppen!

Töppi toppt – und Du?

Wenn es im Fußballspiel zwischen Hintertupferazhofen und Vorderpfuiteufel nach fünf Minuten bereits 3:0 steht, dann fragt der Sportreporter: "Ist das noch zu toppen?" Angefangen haben damit die Sportversteher wie Rolf "Töppi" Töpperwien oder Michael Steinbrecher (Standardfrage: "Was ging dabei in Ihnen vor?"), nachgeplappert und nachgeschrieben wird es inzwischen auch in der Provinz. Das ist kaum zu übertreffen, in Wahrheit jedoch nur deppert.

27.1.06

Krisenkommunikation: Der Chef hält den Kopf hin

Was bei der Landeszeitung Lüneburg geschehen ist, wird wohl als GAU in die Unternehmensgeschichte eingehen. Neben einem ausführlichen Bericht über eine Ausstellung zum Schicksal der Sinti im Nationalsozialismus wurde eine Anzeige von E.ON platziert mit der Schlagzeile "EON sorgt schon heute für das Gas von morgen." Reichlich makaber, kein Anlass für Schadenfreude oder zum Lachen. Dennoch hat der Chefredakteur der Landeszeitung vorbildlich reagiert und das Versehen öffentlich entschuldigt. Krisen-PR kann so einfach sein: Fehler sofort zugeben, Verantwortung übernehmen und Haltung zeigen. Als ehemaliger Tageszeitungs-Journalist empfinde ich keine Schadenfreude. Und ich habe auch schon Chefredakteure erlebt, die die Verantwortung nach unten abgeschoben hätten anstatt selbst in der Öffentlichkeit den Kopf hinzuhalten.

Mehr dazu berichtet die Boocompany

Aufruf zum Blog-Feldversuch

Machen Sie doch mal einen Feldversuch: Fragen Sie Ihren Chef, was ein Blog ist. Falls Sie nicht in einer Werbeagentur oder einem IT-Unternehmen arbeiten, wird er Ihnen die Frage nicht beantworten können. Kein Wunder, denn Blogs spielen in der Kommunikation deutscher Unternehmen eine mehr als untergeordnete Rolle, ausgenommen die Kommunikationsbranche. Aus meiner Sicht bietet ein Blog gerade für kleine und mittlere Unternehmen, für Selbstständige und Freiberufler, eine neue Form der Öffentlichkeitsarbeit. Falls sie noch keinen Internet-Auftritt haben, sparen Sie sich das Geld für den Webdesigner! Starten Sie gleich mit einem Blog. Neugierig? Wollen Sie mehr erfahren? Sprechen Sie mich an, fragen kostet nichts! Meine Mailadresse: info@profitextulm.de

26.1.06

Pizza Bahnhof oder warum wir alle ein bisschen Trappatoni sind

Neulich in der Pizzeria. Der Familienvater am Nebentisch war sicher schon mal in Rimini. Italienisch also keine Problem, Du verstehen? Isse klar: "I nemm dia Pitzah Kwattroh Schdaddsione." (Für Nicht-Schwaben: "Ich nehme die Pizza Quattro Stazione"). Si, musse spreche mit Biss, Kollega. Auf der Karte stand zwar Pizza Quattro Stagione (schwäbisch: Kwattroh Sdadschone, italienisch: vier Jahreszeiten), aber zum Glück hat mein Lieblingskellner nicht Bahnhof (italienisch: stazione) verstanden und die Pizza nicht mit Signal und Schranke serviert. Das nächste Mal werde ich Pizza Märklin bestellen. Das erlaube mich. Wir sind eben alle ein bisschen Trappatoni.

24.1.06

Entlassungsproduktivität ist das Unwort des Jahres

Wer hat's erfunden? Die Wirtschaft! Entlassungsproduktivität ist zum Unwort des Jahres 2005 gewählt worden. Wieder einmal ein schöpferischer Beitrag hauptberuflicher und gut bezahlter Arbeitsplatzvernichter. Denn das Unwort des Jahres bedeutet ins Deutsche übersetzt, dass ein Unternehmen gleich viel oder mehr produziert, nachdem Mitarbeiter entlassen worden sind. Kurz gesagt: Weniger Arbeitnehmer, mehr Gewinn.

Mehr dazu im STERN

23.1.06

Aus der Tiefe des Raumes

Wie der Pokal seine eigenen Gesetze hat, so spricht die Welt des Fußballs ihre eigene Sprache. Die Phrasen kommen aus der Tiefe des Raumes, die Laufwege des Kommas sind unergründlich und nicht immer wird das volle Leistungspotenzial der Grammatik abgerufen. Im Berliner Museum für Kommunikation haben zwölf Schriftsteller bei einem Symposium mit dem Titel "Kopfballspieler" die Welt des Fußballs eingehend untersucht. Zur großen Überraschung der Zuhörer und Berichterstatter hatte das Symposium größeren Unterhaltungswert als viele Sportsendungen.

Den Bericht der Süddeutschen Zeitung finden Sie hier.

20.1.06

"Komma des Monats" für Dr. h. c. Klaus Tschira




Das "Komma des Monats" geht an Dr. h. c. Klaus Tschira, einen der Gründer des Software-Unternehmens SAP. Seine Stiftung ruft gemeinsam mit der Studienstiftung des Deutschen Volkes alle Nachwuchswissenschaftler auf, ihre wissenschaftlichen Arbeiten möglichst verständlich zu beschreiben. Als Werbemittel wird ein Jahr lang eine blaue Lok mit der Aufschrift "Wissen zieht – Teilen Sie es anderen mit" über Deutschlands Schienen rollen. Die Botschaft ist eindeutig: Für Fachsprache außerhalb des Elfenbeinturms der Wissenschaft gibt es keinen Grund!

Nähere Informationen zum Klaus Tschira-Preis für verständliche Wissenschaft gibt es unter www.klaus-tschira-preis.de

17.1.06

Fleischeslust

Sicher kennen Sie das Spiel: Jemand wirft Ihnen ein paar Wörter an den Kopf, die Sie sinngemäß ergänzen und zurückwerfen. Alles klar? „Gut gebaute...“ kommt geflogen, „Frauen!“ entfährt es Ihnen. Nicht so Roger Willemsen. Der schnurrige Schöngeist retourniert „Gut gebaute Geschichten“. Wer hätte das gedacht? Das dachte sich auch die Freie Presse in einem Beitrag über Willemsen, der demnächst mit einem „Erzähl-Abend“ auf Tournee gehen wird:

Sie muss etwas Erotisches für ihn haben. Er nennt sie "gut gebaut", spricht von "schönem Fleisch", preist die "Schönheit" des Beiwerks, mit dem sie sich schmückt. Roger Willemsen liebt Sprache. Er ist fasziniert, ja scheinbar besessen von Sprache und all den Facetten ihres intelligenten Gebrauchs. Zumal oder erst recht, wenn all das in Geschichten, im Erzählen mündet.


Sprache ist sexy, ein sinnliches Vergnügen, in Lettern gegossene fleischliche Lust. Arme Vegetarier, Euch fehlen einfach die Worte...

12.1.06

Krisenkommunikation: Mir saget nix!

„Kommunikation in der Krise“ heißt das Titelthema im „Magazin Wirtschaft“ der IHK Stuttgart. Der freie Journalist Leonhard Fromm schildert sehr anschaulich, wie sich viele Firmen und Unternehmer in Krisen verhalten: Sie mauern anstatt die Flucht nach vorne anzutreten. Professionelle Öffentlichkeitsarbeit kann bleibende Image-Schäden verhindern oder zumindest verringern. Ehrlichkeit währt am längsten, auch in der Krise.

Nachfolgend ein Auszug aus Fromms Artikel:

Dass die Kommunikation mit der Öffentlichkeit aber nicht nur bei den Großen vielfach noch im Argen liegt, sondern auch bei den Kleinen, belegt eine Studie der Bachinger GmbH in Frankfurt unter 1000 Mittelständlern. Demnach verwechselt fast ein Drittel der Befragten Öffentlichkeitsarbeit mit Werbung oder Marketing. Der Hauptgrund: Meist erledigen Werbeagenturen die Pressearbeit gleich mit und gesteuert werden sie im Unternehmen wiederum von der Marketingabteilung. Der Umfrage zufolge erschweren aber auch die Inhaber die PR: Nur ein Viertel gibt Zahlen zur wirtschaftlichen Situation bekannt. Sonst herrscht großes Schweigen. Ein Grund, warum in der Krise die Gerüchteküche brodelt und die Bevölkerung generell – und viele Mitarbeiter im Besonderen - so wenig Wissen über wirtschaftliche Zusammenhänge und die Ursachen und Auswirkungen von Krisen hat.

11.1.06

Der Franz ist rund



Gefunden bei: Schandmännchen

Jedem seine Susanne Osthoff

BILD, STERN, Beckmann, DIE ZEIT – alle haben sich ihr Bild gemacht von Susanne Osthoff, dem ersten deutschen Entführungsopfer im Irak. Eine eigenwillige und eigensinnige Persönlichkeit, eine zum Islam konvertierte Deutsche, Archäologin, alleinerziehende Mutter, Organisatorin von humanitärer Hilfe im Irak und so weiter und so fort. Aus diesen Puzzle-Stücken hat sich jeder sein Bild zusammengesetzt. Die Ergebnisse sind so unterschiedlich wie diejenigen, die sich an dieses Puzzle gewagt haben – ob Fernsehzuschauer, Zeitungsleser oder die Medien selbst. Der Journalist Harald Martenstein hat dieses Verhaltensmuster näher untersucht mit einer bemerkenswerten selbstkritischen Distanz. Seinen Artikel mit dem Titel "Jeder ist eine Geisel" hat er heute im Berliner Tagesspiegel veröffentlicht. Nachfolgend zwei Auszüge:

Susanne Osthoff war für uns alle da. Einige Wochen lang ist sie die ideelle Gesamtkronzeugin für fast jede denkbare Geisteshaltung gewesen. Im Fall Osthoff mussten wir wochenlang ohne Fakten auskommen, aber das hat uns nicht wirklich gestört. Wir sind eben, seit ein paar Jahren, keine Überbringer von Nachrichten mehr, wir verkaufen Emotionen, erzählen Geschichten, entwerfen Weltbilder, wir suchen nicht Distanz, sondern Nähe, wir vermengen das, was in den Zeitungen früher voneinander getrennt wurde, wir machen es inzwischen fast alle so ähnlich wie „Bild“. Jede Geisel muss für eine runde Geschichte stehen, ihr Schicksal muss eine Botschaft enthalten, sie darf nicht einfach nach Hause gehen, erleichtert sein und schweigen. Wer schweigt, macht sich verdächtig.(...)

Der Wert des Rohstoffs Gefühl ist stark gestiegen, wie der Ölpreis. Durch die Emotionalisierung der Medien ist jeder Einzelne zur potentiellen Geisel geworden. Morgen könnten Beckmann oder der „Bild“-Chefredakteur selber an der Reihe sein. Wie stehen Sie zu Ihrer Mutter, Herr Beckmann? So gerecht ist das System schon. Wenn übrigens ich in dieser ersten Zeit einen Susanne-Osthoff-Artikel hätte schreiben müssen, dann hätte ich es genauso gemacht. Auch ich hätte meine ganz persönliche Susanne Osthoff gefunden, die zu mir passt.

10.1.06

Von den Ösis lernen

Weil in Österreich bereits jeder zweite Arbeitsplatz direkt oder indirekt vom Export abhängt, wirbt Florika Grießner, Präsidentin des des Österreichischen Übersetzer- und Dolmetscherverbandes UNIVERSITAS, für die Dienste professioneller Übersetzer. Ihr Argument: Wer mit potenziellen Kunden in deren Sprache und in deren Kultur kommunizieren kann, wird die Konkurrenz hinter sich lassen. Deshalb unterstützt die österreichische Wirtschaftskammer gezielt Unternehmen, die den Schritt ins Ausland wagen: Sie übernimmt bis zur Hälfte der Kosten für Übersetzungen von unternehmensinternen Broschüren oder Homepages. „Ausgezeichnete Texte, gelungene interkulturelle Kommunikation, neue Märkte für österreichische Unternehmen – Erfolg für die österreichische Exportwirtschaft auf der ganzen Linie“, heißt es in einer Pressemitteilung von UNIVERSITAS. Womit bewiesen wäre, dass sich professionelle Texte früher oder später rechnen.

7.1.06

Völkerwagen für die Welt



Gefunden heute bei SPIEGEL-online

Frage: Was spielt ein global player?
Antwort: Völkerball!

Frage: Was gibt es heute beim Metzger?
Antwort: Länderjäger!

Windige Fahrensleute

Lehrer lehren, Studenten studieren, Schneider schneidern und Köche kochen. Und was machen Radfahrer? Richtig, sie fahren Rad. Räder werden also gefahren – oder geschoben, sofern sie einen platten Reifen haben: Fahrräder, Zweiräder, Dreiräder. Sogar Windräder werden gefahren, wie uns die SÜDWEST PRESSE Ulm in ihrer heutigen Ausgabe in einem Bericht über eine Windkraftanlage glaubhaft versichert:

Während des ersten halben Jahrs wird das Windrad im Testbetrieb gefahren und ständig über Funk von Spanien aus überwacht.


Eine klassische Recherche-Lücke, denn offen bleibt die Frage, wer das Windrad fährt oder fahren lässt und wohin die Reise geht – vielleicht nach Spanien? Oder nur im Kreis herum? „Ich setze auf Windkraft“, sprach der Ingenieur, ließ einen fahren und ging weiter...

4.1.06

Hier spricht die Kanzlerin

Franziska Augstein hat in der Süddeutschen Zeitung die Sprache unserer Kanzlerin näher betrachtet. Das Ergebnis überrascht wenig:


Noch in den ersten Jahren nach der Wende hat sie ein unverstelltes Deutsch gesprochen: Ihre Sätze waren meistens klar, und für Dinge, die verschieden sind, fand sie unterschiedliche Wörter. Heute, nach 15 Jahren im freien Westen, kann davon bei ihren öffentlichen Auftritten keine Rede mehr sein, wovon auch ihre Regierungserklärung beredtes Zeugnis gibt.


Die Bundeskanzlerin ist nur ein Beispiel von vielen, wie Menschen ihre Sprache unbewusst verändern, wenn sie seit längerem einer bestimmten Berufsgruppe angehören. Hat die Mannschaft schlecht gespielt, sagt der Fußballtrainer anschließend: "Wir haben nicht unser ganzes Leistungspotenzial abrufen können." In der Welt der (Sozial-)Pädagogik heißen die Kinder des italienischen Pizzabäckers, der vor 20 Jahren mit seiner Familie nach Deutschland eingewandert ist, "Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund". Journalisten "titeln", Personal- und Unternehmensberater beherrschen die Kunst der "sozialen Abfederung" (vor allem bei Kündigungen) und Golfer pflegen ihren eigenen Plural, wenn sie über die Anzahl der Spielbahnen sprechen: "Nach 16 Loch lag ich eins über Par!"

Gefunden bei Mehrzweckbeutel

3.1.06

Die Oberbayern der Weltmeere

Auch FOCUS hat das Thema „Dialekt in der Schule“ entdeckt (siehe Beitrag vom 31.12.05 in diesem Blog) und beruft sich auf den Sprachwissenschaftler Wolfgang Schulze.
Der SPIEGEL geht noch einen Schritt weiter und dem Thema auf den Grund, auf den Meeresgrund:

Mit schwimmenden Lauschgeräten haben Wissenschaftler Walen beim Plauschen zugehört. Sie entdeckten Arten an unerwarteten Orten - und machen eine verblüffende Entdeckung: Blauwale sprechen Dialekt, je nachdem, in welcher Ecke des Ozeans sie zu Hause sind.
Die Blauwale des Ostpazifiks sind gewissermaßen die Oberbayern der Weltmeere. Die Tiere kommunizieren dort mit "tiefen, pulsierenden Klängen, gefolgt von einem Ton", erklärt David Mellinger von der Oregon State University. Andere Blauwale klingen anders, weniger guttural - je nachdem, wo sie wohnen. Blauwale im Nordwestpazifik singen anders als die im westlichen Pazifik, und beide wiederum haben einen anderen Sound als die in den Meeren rund um die Antarktis.


Und die Moral von der Geschicht’: Nicht nur das Leben kommt aus dem Wasser, sondern auch der Dialekt.

2.1.06

Im Kern liegt die Kraft

Was klingt harmloser: Atomkraft oder Kernkraft, Atombomben oder Kernwaffen, vielleicht gar Nuklearwaffen? Die Interessenvertreter der Atomkraft wissen, warum sie lieber von Kernkraft reden. Es klingt harmloser, friedlicher, neutraler und die sprachliche Verbindung zur Atombombe ist gekappt.

Spätestens seit Goethe im „Faust“ auf den Hund gekommen und des Pudels Kern entdeckt hat, liegen Wörter im Trend, die mit „Kern“ zusammengesetzt sind. Kernkompetenz macht einfach mehr her als Kompetenz oder Wissen. Auch das Handelsblatt hat diese Erkenntnis verinnerlicht: In der heutigen Ausgabe stellte die Redaktion die „Kernergebnisse“ einer Umfrage unter Managern vor. Liebe Handelsblättler: Begrabt den Kern an der Biegung des Flusses und vertraut der Kraft des einfachen Wortes!

In der ersten Ausgabe des neuen Jahres überrascht die Südwest Presse Ulm mit einer neuer Serie. Nachfolgend der Vorspann der ersten Folge:

Sonntags um halb elf heißt eine neue Serie in unserer Zeitung. Was geschah am Neujahrstag um halb elf auf dem Münsterplatz? Antwort: Nicht viel.


Damit wäre alles gesagt, müssten nicht die Spalten neben dem täglichen Kommentar gefüllt werden. Viel Platz für nicht viel. Ich freue mich auf weitere Folgen wie zum Beispiel „Sonntags um halb elf im Ulmer Rathaus“ oder „Sonntags um halb elf im Postamt Frauenstraße“. Und bestimmt arbeitet die Kulturredaktion bereits an einem Beitrag mit dem Titel „Sonntags um halb elf bei den Montagsmalern“. Dass es diese Sendung nicht mehr gibt, macht ja nichts.

1.1.06

Die Welt von morgen

So könnte die Welt von morgen aussehen:

Für den bekannten Zukunftsforscher Matthias Horx zeichnet sich der gebildete Mensch von heute nicht mehr dadurch aus, dass er einen Kanon beherrscht und Griechisch und Latein spricht. Das war vor 100 oder noch vor 50 Jahren so. Heute kommt es darauf an, die richtigen Fragen zu stellen, vernetzt zu denken und die neuen Kommunikationsmittel nutzen zu können. "Google &. Co." geben den Takt an, und daher macht die Bonner Quartalszeitschrift NeueNachricht die "Kommunikationsrevolte" zum Schwerpunktthema ihrer aktuellen Ausgabe, die Ende 2005 erschienen ist. Die Schrift, der Buchdruck und der Computer – das sind die drei Revolutionen in der Kommunikation.


Gefunden bei NeueNachricht.

Zurück zur Vernunft

Zu Beginn des neuen Jahres richtet sich auch das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL endlich nach den aktuellen Regeln der Rechtschreibung. Das Magazin wolle die Empfehlungen des Rates für deutsche Rechtschreibung umsetzen, laut SPIEGEL-Chefredakteur Stefan Aust eine „Rückkehr zur Vernunft“.
Gefunden bei der Netzeitung.

Nur bei der FAZ dauert es etwas länger, sie kocht weiter ihr eigenes Süppchen bei der Rechtschreibung. Möglicherweise wird sie ihren Werbeslogan ändern. Mein Vorschlag: „Dahinter steckt ein unvernünftiger Kopf“.